- Tartessos
- Tartẹssos,griechisch Tartessọs, Region und Stadt (?) des Altertums in Südwestspanien. Die Region im Einzugsbereich des Guadalquivir (vor 200 v. Chr. ebenfalls Tartessos genannt) umfasste Teile der heutigen Provinzen Cádiz, Sevilla, Huelva und Córdoba, die Stadt soll zwischen den beiden Mündungsarmen des Guadalquivir gelegen haben; die ethnische Zugehörigkeit ihrer Bewohner ist nicht bekannt. Tartessos wurde wohl schon Ende des 2. Jahrtausends v. Chr. von den Phönikern, um die Mitte des 7. Jahrhunderts v. Chr. von den Griechen erreicht und war bedeutend wegen des Zinnzwischenhandels mit Britannien und der Bretagne sowie durch Silber-, Kupfer- und Goldexporte. Tartessos wurde früher oft mit Atlantis in Zusammenhang gebracht und mit der im Alten Testament genannten Stadt Tarschisch identifiziert.Archäologisch sind im Tal des unteren Guadalquivir sowie im Gebiet um Huelva seit etwa 800 v. Chr. zahlreiche nahe (8-10 km entfernt) aneinander liegende Siedlungsplätze mit Häusern aus Stein nachgewiesen, nicht jedoch wirkliche Städte, was auf eine Adelsgesellschaft mit einer Reihe größerer lokaler Zentren (Adelssitzen) hindeutet. Siedlungsschwerpunkte zeichnen sich um Huelva und Sevilla ab. Die Blüte der Kultur von Tartessos (um 700-550 v. Chr.) ist v. a. durch Schatzfunde belegt, die aus Fürstengräbern stammen, z. B. durch den »Schatz von Aliseda« am nördlichen Rand des tartessischen Gebiets, den »Schatz von Carambolo« (beide wohl aus dem 7. Jahrhundert v. Chr.) im Tal des unteren Guadalquivir sowie durch die Funde der Nekropole von La Joya (bei Huelva; 6. Jahrhundert v. Chr.). Es handelt sich v. a. um repräsentativen Goldschmuck (Pektorale, Diademe, Gürtelplatten u. a.) in orientalisierendem Stil, dessen Herstellung phönikischer und zunehmend auch einheimischen Handwerkern zugeschrieben wird, außerdem große bronzene Wagen, Gefäße aus Alabaster und Metall, darunter birnenförmige Bronzekannen (eine phönikische Gefäßform). Um 500 v. Chr. war die Kultur von Tartessos untergegangen, jedoch lebten ihre Traditionen lokal weiter; so tragen die iberischen Kalksteinfiguren des 4. Jahrhunderts v. Chr. ähnliche Schmuckformen (»Dame von Baza«, »Dame von Elche«).M. E. A. Semmler: Die Phönizier, T. u. das frühe Iberien, in: Die Phönizier im Zeitalter Homers, Beitrr. v. V. Gehrig u. a., Ausst.-Kat. (1990).
Universal-Lexikon. 2012.